Simbabwe – Mehr Schulbildung dank Inklusion
17.10.2017 – In Zusammenarbeit mit Aktion Tagwerk und Brot für die Welt unterstützt Human Help Network (HHN) im Rahmen der Kampagne „Dein Tag für Afrika“ ab 2018 ein inklusives Bildungsprojekt von Brot für die Welt in Simbabwe.Kinder mit Behinderung haben in Simbabwe meist keine Chance auf Schulbildung. Die Jairos Jiri Association ändert das und lässt sie zusammen mit nicht behinderten Kindern lernen. Das moderne Inklusions-Konzept ist erfolgreich und ein Segen für die Kinder.
Ich will lernen
Wenn die Hähne morgens krähen, kann er sie nicht hören. Doch er bemerkt, wie sich der Vorhang der Nacht hebt und die Dämmerung in sein kleines Zimmer dringt, in dem er auf einer dünnen Matte auf den Fliesen schläft. Nicht ein einziges Mal in den vergangenen zwei Jahren hat Milton Chibanda verschlafen, nie musste man ihn wecken. „Zu spät kommen und deswegen den Unterricht verpassen: Das wäre schlimm. Ich will lernen, lernen, lernen“, erklärt er in Gebärdensprache. So ist der Zehnjährige schon Minuten nach dem Aufwachen bereit zum Aufbruch.
Behinderte Schulkinder sind die Ausnahme
Sein Zuhause ist ein einfaches Haus mit zwei Zimmern. Hinter dem Haus steht das Plumpsklo, davor erstreckt sich ein gefegter Platz mit Feuerstelle. Hier isst er schnell einen Teller Maisbrei, den die Mutter ihm auf den Flammen zubereitet hat, und macht sich auf den Weg zur Bushaltestelle. In seiner kurzen roten Hose, dem roten Hemd und den roten Socken in schwarzen Lederschuhen sieht Milton Chibanda aus wie andere Schulkinder in Simbabwe. Doch als Gehörloser ist er eine Ausnahme: Nur jedes dritte Kind mit Behinderung geht hier zur Schule.
Bildung macht selbstbewusst
Seit zwei Jahren geht Milton in die Grundschule in Nyamuwanga, die auf seine Bedürfnisse Rücksicht nimmt. Sie wird von der Jairos Jiri Association betrieben, einer Partnerorganisation von Brot für die Welt. Hier lernt er die Gebärdensprache und bringt sie auch seiner Mutter bei. Im Zweifelsfall notiert er einen Begriff auf Papier, denn Lesen und Schreiben hat er ebenfalls in der Schule gelernt. „Nach all den Jahren können wir endlich richtig miteinander reden“, sagt seine Mutter überglücklich. „Früher war er scheu und hatte keine Freunde. Nun spielt er mit den Nachbarskindern und kommt auch mit den Erwachsenen der Siedlung gut klar. Er ist ein anderer Mensch geworden!“
Erfolgreiche Inklusion
Aus den blau-weiß gestrichenen Gebäuden der Schule klingt vielstimmig der Unterricht, nur in einem Haus ist es still. Hier lernt die Klasse für gehörlose Mädchen und Jungen. Doch Milton und seine Klassenkameraden sitzen auch neben Kindern ohne Behinderung in den regulären Klassen, gemäß der inklusiven Pädagogik. Denn die Schule setzt Behinderung nicht mit Unfähigkeit gleich und hat damit Erfolg. „Ich gehe oft nach vorne an die Tafel, wenn die anderen die Lösung nicht kennen“, sagt Milton. „Meistens stimmt alles!“
Miteinander lernen und leben
Wenn der Pausengong ertönt, rennen knapp 500 Kinder auf den Schulhof, um sich auszutoben, zu spielen und sich zu unterhalten. Denn auch die Kinder ohne Behinderung kennen die Gebärdensprache, sie haben sie sich einfach abgeguckt. Der Schulhof ist dann ein großes Gewimmel aus roten Uniformen, und ein großes Miteinander.
Text und Fotos: www.brot-fuer-die-welt.de