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Ein neues Zuhause für Straßenkinder

Jährlich ziehen zahlreiche Wanderarbeiter aus dem verarmten Nordosten Thailands sowie aus den angrenzenden Nachbarstaaten Myanmar, Laos und Kambodscha in den Südosten des Landes. Sie kommen mit ihren Familien und suchen dort verzweifelt nach Arbeit, denn der Großraum Pattaya mit boomender Tourismusindustrie und steigendem Wohlstand erscheint vielversprechend. Menschenhändler aber nutzen Not und Armut dieser Menschen aus und handeln sie als billige Arbeitskräfte. In diesen massiven gesellschaftlichen Verschiebungen sind es oft Kinder, die zurückbleiben, heimatlos werden und auf der Straße enden.

Human Help Network (HHN) leistet seit 1992 Hilfe in Thailand: Das Waisenhaus Pattaya Orphanage ist das erste von HHN geförderte Hilfsprojekt. Zur besseren Koordination von Hilfsmaßnahmen wird 2008 in Pattaya die Partnerorganisation Human Help Network Foundation Thailand (HHNFT) gegründet. Zusammen mit der neu entstandenen Stiftung konnte über die Jahre ein effektives Kinderschutzprogramm entwickelt werden.

Kinderschutzprogramm – Child Protection Program

 

Human Help Network setzt sich für Maßnahmen im Kampf gegen Kinderhandel, Ausbeutung und Armut ein. So wird ein umfassendes Kinderschutzprogramm – das Child Protection Program –entwickelt. Ziel ist es, sich für Kinderrechte einzusetzen und die Armut sowie die armutsbedingten Probleme zu bekämpfen, denen die Straßenkinder täglich ausgesetzt sind. Das „Child Protection Program“ gliedert sich in die vier Bereiche Straßensozialarbeit, niedrigschwelliges Jugendhaus mit Education Center,  Kinderschutzdorf, Präventionsarbeit.

Im Bereich der Straßensozialarbeit sind speziell ausgebildete Mitarbeiter von HHNFT in den Brennpunkten von Pattaya unterwegs. Sie stellen einen ersten Kontakt zu den (Straßen-)Kindern her und klären über die Risiken des Lebens auf der Straße – über Drogen, Gewalt und (sexuellen) Missbrauch – auf. Sie versuchen, nach und nach ein erstes Vertrauensverhältnis zu schaffen, sodass die Kinder sich allmählich auf Hilfsangebote von außen einlassen können.

Das Drop-in-Center wurde 2010 als eine Art offenes Jugendhaus gegründet und dient mit seiner Lage in der Innenstadt Pattayas als erste Anlaufstelle für Straßenkinder. 2016 wurde es an Pattayas Third Road neu eröffnet. Rund um die Uhr an sieben Tagen die Woche finden die Kinder und Jugendlichen hier einen sicheren Schlafplatz für die Nacht und eine warme Mahlzeit. Wenn nötig, wird medizinische Erstversorgung geleistet; zudem stehen die Mitarbeiter des Drop-in-Centers für Beratungsgespräche zur Verfügung.

Teil des Drop-in-Centers ist seit 2016 das ASEAN Education Center, eine Ganztagsbildungseinrichtung für Migrantenkinder aus dem südostasiatischen Raum; die meisten kommen aus den Nachbarstaaten Laos, Myanmar und Kambodscha. Diese Kinder leben mit ihren Eltern unter katastrophalen Verhältnissen in sogenannten Construction Camps. Vater und Mutter gehen tagsüber auf Baustellen arbeiten, die Kinder bleiben sich selbst überlassen, sind so Gewalt und Missbrauch schutzlos ausgeliefert.

Das ASEAN Education Center betreut zurzeit etwa 80 bis 100 Kinder und Jugendliche. Mit dem Bau der neuen Schule, des HHN Education Centers, in diesem Jahr ist eine Erweiterung der Betreuungsplätze auf 150 geplant. Im Zentrum erfahren die Kinder einen geregelten Tagesablauf. In einzelnen Unterrichtseinheiten lernen sie Rechnen, Lesen und Schreiben - in Thai, Englisch, aber auch in ihrer eigenen Muttersprache.  Darüber hinaus werden Freizeitaktivitäten wie Spiele, Sport und Tanz angeboten. Die Kinder erhalten zudem ein warmes Mittagessen und Zugang zu alltäglichen Hygienemaßnahmen, wie einer befestigten Dusche oder der Möglichkeit, sich mit klarem Wasser die Zähne zu putzen. Für die jüngeren Kinder gibt es zudem die Möglichkeit, nach dem Essen zur Ruhe zu kommen und so der Hektik des Alltags zu entfliehen.

Das Child Protection and Development Center (CPDC) bietet ehemaligen Straßenkindern zwischen 5 und 18 Jahren langfristig ein neues Zuhause, das ihnen ein geschütztes Aufwachsen in Liebe und Geborgenheit ermöglicht. Es liegt außerhalb der Stadt und schafft somit für die Kinder eine räumliche und emotionale Distanz zu ihrer Vergangenheit. Hier erfahren sie ein Leben in einer Gemeinschaft, die ihnen Halt und neue Hoffnung gibt; sie lernen, Erlebtes zu verarbeiten.

Die Kinder und Jugendlichen leben in Kleingruppen (6 bis 10 Kinder), aufgeteilt auf zehn Wohnhäuser. Sie werden rund um die Uhr betreut; die HHNFT-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter sind für sie feste Bezugs- und nach einiger Zeit auch Vertrauenspersonen. Neben den einzelnen Wohnhäusern gibt es auch viele gemeinschaftlich geteilte Räume wie zum Beispiel Speisesaal, Bibliothek oder Computerraum. Die Außenanlage bietet den Kindern die Möglichkeit zum gemeinsamen Spiel und Sport. Darüber hinaus wurde auf einer größeren zum CPDC gehörenden Freifläche ein Nutzgarten angelegt, der für den eigenen Gemüse- und Obstanbau sowie für Kleintierhaltung genutzt wird.

Zusätzlich zur regelmäßigen medizinischen Hilfe auf der internen Krankenstation erhalten die Kinder im Kinderdorf auch eine sorgsame emotionale Betreuung. Es ist wichtig, dass sie allmählich lernen, Vertrauen in andere, aber auch in sich selbst zu entwickeln. Nur so können sie ein positives Selbstwertgefühl, Zuversicht und eigenverantwortliches Handeln ausbilden. Reintegrationsprogramme helfen, sich (wieder) in einen Lebensalltag mit geregelten Strukturen einzufinden. Eine Schul- und Berufsausbildung ermöglicht es ihnen, später ein selbstständiges Leben in Eigenverantwortung zu führen, und eröffnet ihnen so neue Zukunftsperspektiven.

Derzeit leben im CPDC über 70 ehemalige Straßenkinder, die sich entschieden haben, einen Neuanfang abseits der Straßen zu wagen.

Seit Sommer 2014 wird die vierte Stufe des Kinderschutzprogramms, die Präventionsarbeit, von der Mobile Training Unit (MTU) ausgeführt. Die MTU ist ein kleines Team, das täglich in einem Minivan zu verschiedenen (Brenn-)Punkten in Pattaya fährt, um präventiv gegen Kinderarmut, Kindesmissbrauch und Kinderprostitution zu arbeiten. Besucht werden Kindertagesstätten, Schulen und sogenannte „Construction Camps“ (Camps, in denen Bauarbeiter, viele von ihnen Migranten, mit ihren Familien unter katastrophalen Verhältnissen leben.).

Die MTU-Mitarbeiter bereiten für jeden Tag eine (Lern-)Einheit vor. Je nach Alter und Anzahl der Kinder wird gesungen und getanzt, werden englische oder thailändische Vokabeln gelernt oder es wird über Kinderrechte und Präventionsmaßnahmen gesprochen. Für die Kinder in den Camps ist es neben Themen wie der alltäglichen Hygiene am wichtigsten, die thailändische Sprache richtig sprechen und schreiben zu lernen.


Videobeiträge aus Thailand

 

 

Projektberichte:





Fotogalerie:

Human Help Network – Child Protection and Development Center / CPDC
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