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Sri Lanka acht Jahre nach dem Tsunami

12.06.2012 – Ein persönlicher Reisebericht unserer Mitarbeiterin Ilona Reinecke

Sri Lanka acht Jahre nach dem Tsunami

Weltweit hatte der Tsunami von 2004 eine große Spenden- und Hilfsbereitschaft ausgelöst. Aus der Politik kam damals das Signal, Partnerschaften mit den betroffenen Gebieten ein zu gehen, um den Menschen vor Ort zu helfen. Ähnlich dem Vorbild der Graswurzelpartnerschaft mit Ruanda beschloss auch die rheinland-pfälzische Landesregierung – zunächst befristet auf fünf Jahre – zu helfen. Im Ministerium des Innern und für Sport in Mainz wurde eine Koordinierungsstelle Südostasienhilfe eingerichtet zur Aufnahme und Vermittlung von Hilfsangeboten aus der Bevölkerung, sei es von Privatpersonen oder von Kommunen, Vereinen oder anderen Organisatoren. Die Spenden und die Unterstützung der Bevölkerung in Rheinland-Pfalz konnten zusammen mit den bereitgestellten Landesmitteln – die Landesregierung stellte eine Soforthilfe von 1 Mio. € zur Verfügung – eingesetzt werden, um die Lebensbedingungen der betroffenen Familien zu verbessern.

 

Am 21.01.2005 fand auf Einladung von MP Beck eine Fluthilfekonferenz in der Staatskanzlei statt, bei der aus den zahlreichen Vertretern von Kommunen, Kirchen und Privatleuten Human Help Network e.V. als Kooperationspartner gewonnen werden konnte. Es wurde sich darauf verständigt, in Sri Lanka tätig zu werden und sich dort zunächst auf die Distrikte Galle und Ampara zu konzentrieren. Um den Hilfesuchenden vor Ort eine Anlaufstelle zu geben, wo die Projekte geprüft und während der Umsetzungsphase betreut werden können, wurde am 01.04.2005 ein Koordinierungsbüro für die Flutopferhilfe eingerichtet.

 

Am 01.04.2005 konnte das Koordinierungsbüro von Human Help Network aus Mainz die Flutopferhilfe des Landes Rheinland-Pfalz in Negombo, nördlich von Colombo, beginnen und mehr als 3,5 Mio. € nachhaltig für die Wiederaufbauhilfe des Landes einsetzen. Außer den Nothilfemaßnahmen direkt nach dem Tsunami konnten mehr als 135 Wiederaufbau-Projekte in den Bereichen Hausbau oder -Reparatur, Jugend-, Schul-und Sozialprojekte wie Waisenhaus, Bibliotheken, Notunterkünfte, Wiederaufbau von Schulen und Kindergärten, sowie im Bereich Wirtschafts- und Einkommen schaffende Maßnahmen umgesetzt werden.
 

Sri Lanka 2012: Eine Reise auf den Spuren des Neuanfangs

Zusammen mit unserer ehemaligen einheimischen Mitarbeiterin Gayangi machten wir uns im April 2012 auf den Weg, einige ehemalige Projekte zu besuchen und in Deutschland zu berichten, wie sich das Land seit dem letzten Besuch in 2009 entwickelte hatte. Voller Freude und Neugierde, was uns erwarten würde, fuhren wir von Colombo aus in Richtung Süden. Wir waren überrascht, dass die Menschen sich noch an uns erinnern konnten und wie freundlich wir aufgenommen wurden. Die Verbundenheit der Menschen in Sri Lanka mit den Menschen in Rheinland-Pfalz wird sicherlich auch noch länger anhalten, wie dieser Besuch bewiesen hat.

 

Die Kinderbibliothek Skalanuella ist ein Projekt das zeigt, wie ein Dorfprojekt funktionieren kann. Der sehr engagierte Lehrer Nihal hatte die Dorfbewohner motiviert, eine Bibliothek für die Dorfgemeinschaft zu etablieren. In einem kleinen Haus am Strand konnten die Bücher entliehen werden, später kamen noch mobile Fahrrad-Ausleihen dazu, die in dem Dorf Skalanuella und Umgebung unterwegs zu den Menschen waren. Der Tsunami zerstörte alles. Davon ließen sich die Menschen nicht entmutigen und konnten mit Unterstützung aus Rheinland-Pfalz ein neues Gemeinschaftshaus errichten, in dem heute eine gut besuchte Bücherei, Filmausleihe, ein Computer und ein Seminarraum untergebracht sind, in dem mit Jugendlichen über verschiedene Themen, wie Pubertät, ungewollte Schwangerschaft usw. gesprochen wird. Finanziell getragen wird das Projekt über einen kleinen, angeschlossenen Kiosks, in dem Geld für den Fortbestand des Projektes erwirtschaftet wird.

 

Unser nächster Weg führte zum Montessori-Kindergarten in Kaikawele. An der dortigen Schule hatte HHN einige Räume renovieren und Toiletten bauen lassen. Der Schulleiter erwartete uns hocherfreut und zeigte uns stolz die Schule. Auf dem Gelände hatte HHN einen Kindergarten gebaut und ausstatten lassen. Es war der letzte Tag vor dem sri-lankischen Neujahrsfest und die Kinder und auch die anwesenden Eltern hatten sich sehr fein angezogen und feierten ein fest mit Limettenlauf, Sackhüpfen und Buffet, für das jeder etwas mitgebracht hatte. Stolz wurden wir rumgeführt, und die Eltern zeigten uns sogleich den Außenspielplatz, den sie in Eigenregie gebaut hatten. Wir versprachen gerne, wieder zu kommen!

 

Am nächsten Tag führte uns unsere Route zum Bootsanleger in Balapitiyia, wo wir einen kleinen Bootsausflug auf dem Fluss machen wollten. Auch dort hatte HHN mit Geldern aus Rheinland-Pfalz geholfen und eine Boots-Reparaturwerkstatt eingerichtet und viele Boote ersetzt, die den Fischern beim Tsunami zerstört worden waren. Noch heute zeugen einige der Bootsnamen wie „Stadt Mainz“ oder „Rheinland-Pfalz“ von der Hilfsbereitschaft. Upul, einer der Fischer, erkannte uns sofort! Unser Besuch sprach sich schnell rum und auch einige andere, die ein neues Haus gebaut bekommen hatten, kamen dazu und dankten uns für die damalige Hilfe.

 

Bei der Weiterfahrt zum nächsten Projekt wollten wir an einer Fahrradwerkstatt an der Hauptstraße von Kosgoda halten. Wir hatten nicht damit gerechnet, dass – mal wieder – ein Feiertag in Sri Lanka sein könnte. Der Laden war geschlossen. Enttäuscht wollten wir schon weiterfahren, als der Besitzer des Ladens, auf seinem Moped angerast kam. Jemand hatte ihm schon telefonisch über unseren Besuch berichtet und er war sofort herbei geeilt. Der Laden ist gepachtet und Herr T.Sanath Damika hatte nach dem Tsunami die komplett zerstörte Ausstattung und die Werkzeuge ersetzt bekommen. Heute hat er Dank der Hilfe aus Deutschland wieder ein Einkommen und kann seine Familie ernähren.

 

Und auch der Besitzer der Reparaturwerkstatt für Threewheeler, die allgegenwärtigen Fahrzeuge mit drei Reifen, war freudig überrascht über unseren Besuch und zeigte uns sofort den roten Flitzer, den er gerade frisch lackiert hatte. Dort konnte mit Hilfe aus Rheinland-Pfalz eine kleine Werkstatt mit Schweißgerät und Werkzeugen eingerichtet werden.

 

Es folgten noch weitere Besuche, über die wir hier nicht alle berichten können. Einer der letzten Besuche führte uns zu Herrn Lionel Perera und seiner Edelsteinschleiferei. Herr Perera hatte alles verloren. Nur drei Geräte zur Herstellung von Edelsteinen waren ihm geblieben, die er im Landesinnern untergebracht hatte und die nicht bei der großen Welle zerstört wurden. Er besaß mal einen gut gehenden Laden am Meer und hatte mehrere Angestellte, mit denen zusammen er ungeschliffene Edelsteine schleifte, um die fertigen Steine dann an Schmuckhändler zu verkaufen. Jetzt besitzt er wieder ein kleines Haus und hat ein Ehepaar angestellt, die ihm bei der Arbeit helfen. Er ist glücklich und gibt die Hilfe, die er bekommen hat, gerne an seine Mitmenschen weiter.

 

Er zeigte uns nochmal die Dankbarkeit und Herzlichkeit der Menschen. Die unglaubliche Hilfsbereitschaft aus Deutschland hat sich tief in den Herzen der Menschen verankert und wird noch lange Zeit zu spüren sein. Und wir – wir besuchen Sri Lanka sicherlich bald wieder!







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Human Help Network –
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