Hungersnot im 21. Jahrhundert – Ein persönlicher Reisebericht
09.08.2011 – Wir waren vom 1. bis 5. August in KeniaEsther Kronsbein, Projektkoordinatorin Afrika für Human Help Network und Bernd Weisbrod, Photograf: Wir waren vom 1. bis 5. August in Kenia und besuchten eine der am stärksten betroffenen Regionen: Turkana, ganz im Norden.
Im Norden Kenias leiden die Menschen, wie in weiten Teilen Ostafrikas, unter der schlimmsten Dürre seit 60 Jahren. Die lokale Bevölkerung teilt das Schicksal der Flüchtlinge im Lager Kakuma. Im Gegensatz zu den Flüchtlingen bekommen sie bisher jedoch kaum Hilfe! Der dort ansässige Nomadenstamm, die Turkana, geben ein trauriges Bild ab: vor allem Kinder und Alte wirken gebrechlich und ausgelaugt. Kein Wunder: 70% ihrer Viehherden sind schon verdurstet. Dabei hängen sie vollständig von diesen Tieren ab, denn die Turkana betreiben traditionell keinerlei Landwirtschaft, und jetzt, während der Dürre, macht es auch keinen Sinn, damit anzufangen. Die Erde ist rissig von der über 40°C heißen Sonne, die täglich viele Stunden unerbittlich darauf brennt. Die Hitze ist kaum zu ertragen. Und dabei müssen die Menschen auch noch sparsam mit Nahrung und Trinkwasser umgehen. Die Flüchtlinge im Lager Kakuma erhalten Rationen, die das Überleben sichern, aber sicher nicht satt und zufrieden machen. Mangel ist das vorherrschende Gefühl aller Menschen in dieser Region, ob Flüchtlinge oder Turkana! Wie es ist, nie so richtig satt zu sein, möchten wir uns gar nicht vorstellen.
Dennoch überrascht uns der Lebenswillen der Menschen. Im Lager leben Somalis friedlich neben Sudanesen, Äthiopiern, Kongolesen, Burundiern und Ruandern. Sie wollen alle nur das Eine: das Überleben ihrer Familien sichern. Dafür verließen sie ihre Heimat und alles, was sie kannten, und begannen ein Leben in der Fremde, unter Fremden. Die Turkana leben noch in ihrer Heimat, doch ihr Überleben können auch sie nicht mehr selbst sichern. Diese stolzen, traditionsbewussten Nomaden stehen nun Schlange an einem Pick-Up der Salesianer Don Boscos, um eine Ration Maismehl und Bohnen zu bekommen – Nahrungsmittel, die sie weder kennen noch mögen. Doch in der Not verteilen die Einen und nehmen die Anderen eben das, was da ist.
„Da“ ist in Kakuma selbst überhaupt nichts. Hier kann nichts angebaut werden. Die Landwirtschafts-Sektion der Schule der Salesianer im Lager ist schon lange geschlossen, weil schon zu viele Regen ausblieben und alles verdorrt. Jede Art von Lebensmittel muss aus fernen Städten heran geschafft werden, und das bei immer rasanter steigenden Treibstoffpreisen. So wenig Hoffnung wir in den Augen der betroffenen Menschen finden, so viel sehen wir in den Augen der Salesianer! Sie hoffen, dass unser Besuch dazu führen wird, dass die Menschen in Deutschland informiert und alarmiert werden. Sie hoffen, dass sie bald größere Lebensmittel-Lieferungen machen können als jetzt, am besten mit Wasser-Desinfektions-Tabletten dabei. Sie hoffen, gemeinsam mit uns und mit Ihnen den Menschen in Nordkenia über die schlimmste Zeit ihres Lebens hinweg zu helfen!